👆👆👆1. Der Mond als Energieempfänger
Gurdjieff beschreibt den Mond nicht als lebloses Objekt, sondern als „wachsenden“ Himmelskörper, der durch Energie gespeist wird. Laut ihm nimmt der Mond die Energie auf, die von sterbenden Organismen – insbesondere von Menschen – freigesetzt wird. Diese Energie umfasst insbesondere negative, emotionale Zustände wie Wut, Frustration und Hass, die der Mond „aufsaugt“. In diesem Sinne ist die Menschheit unbewusst „Nahrung“ für den Mond.
2. Die „Nahrung für den Mond“-Theorie
Die Idee, dass Menschen „Nahrung für den Mond“ sind, ist metaphorisch zu verstehen. Sie beschreibt eine Art kosmisches Gesetz, das den Menschen auf eine untergeordnete Rolle im Universum verweist. Menschen denken oft, sie seien das Zentrum der Schöpfung und besonders wichtig. Gurdjieff hingegen sieht das Leben auf der Erde als Mittel, bestimmte kosmische Prozesse zu unterstützen. Die Energie der Menschen – besonders die der negativen Emotionen und des Leidens – dient dazu, die Entwicklung des Mondes voranzutreiben.
3. Der Kreislauf der Energieübertragung
Laut Gurdjieff existiert auf der Erde ein Kreislauf der Energieübertragung: Alles Leben, vor allem organisches Leben, dient als Vermittler einer bestimmten Energie, die zur Entwicklung des Mondes beiträgt. Sterben Menschen oder andere Lebewesen, wird diese Energie freigesetzt und zum Mond „transferiert“. Dies ist Teil einer größeren kosmischen Ordnung, in der jede Lebensform eine Rolle spielt, oft ohne es zu wissen.
4. Selbsterinnerung und Bewusstwerdung als Ausweg
Gurdjieff lehrt, dass Menschen dieser „kosmischen Abhängigkeit“ entkommen können, indem sie sich bewusster entwickeln. Der Weg zur Freiheit liegt in der Selbsterinnerung und Selbstbeherrschung, etwa durch das Nicht-Ausdrücken negativer Emotionen. Anstatt ihre Energie automatisch durch Negativität „an den Mond abzugeben“, können Menschen durch bewusstes, kontrolliertes Leben diese Energie für ihre eigene spirituelle Entwicklung nutzen. So würden sie sich von der Rolle als „Nahrung für den Mond“ befreien.
5. Intentionale Leiden und spirituelles Wachstum
Gurdjieff spricht auch vom „intentionale(n) Leiden“ als Mittel zur Bewusstwerdung. Das bedeutet, dass Menschen bewusst Leid in ihrem Leben annehmen können, um daraus zu lernen und zu wachsen, anstatt unbewusst zu leiden und dabei Energie zu verlieren. So kann der Mensch seinen Platz in der kosmischen Ordnung bewusst steuern und sich aus der automatischen Rolle als „Nahrungsquelle“ befreien.
Zusammengefasst: Gurdjieffs Lehre besagt, dass Menschen durch unbewusste, negative Emotionen Energie verlieren, die vom Mond „aufgesogen“ wird. Durch bewusste Selbstentwicklung und emotionale Kontrolle kann der Mensch diese Energie jedoch für sich behalten und so spirituelle Freiheit erlangen.
Gurdjieff hat diese Ideen vor allem in seinem Werk *Beelzebub's Tales to His Grandson* (*Beelzebubs Erzählungen für seinen Enkel*) beschrieben. Dieses Buch, das Teil seiner *All and Everything*-Trilogie ist, gilt als Gurdjieffs Hauptwerk und enthält die wesentlichen Aspekte seiner esoterischen Lehre. Es wurde 1950 veröffentlicht und ist in einem allegorischen, mythologischen Stil verfasst, der oft komplex und symbolisch ist.
In *Beelzebub's Tales* erzählt die Figur Beelzebub seinem Enkel Hassein über die Menschheit und das Universum und erklärt die Lehre von kosmischen Prozessen, die Gurdjieff entwickelt hat. Die Idee der „Nahrung für den Mond“ sowie die metaphysische Rolle des Menschen als Energiequelle und die Idee des „Kundabuffer“ – eines Organs, das den Menschen in einer Art Illusion hält – werden hier beschrieben. Die Symbolik soll den Leser dazu bringen, über die konditionierten Denkweisen hinauszugehen und tiefere Einsichten in kosmische und spirituelle Zusammenhänge zu gewinnen.
Georgi Iwanowitsch Gurdjieff (ca. 1866–1949) war ein griechisch-armenischer Mystiker, spiritueller Lehrer und Philosoph, der vor allem für seine Lehren über Bewusstseinsentwicklung und spirituelles Wachstum bekannt wurde.