Drei Thesen zum Wahlergebnis
Die extrem rechte FPÖ wird stärkste Partei. Die konservative ÖVP erleidet ein Debakel, auch die SPÖ kann nicht zufrieden sein. Warum sie trotzdem bald die Regierung bilden könnten. Das war der Wahlabend in Österreich.
Kommt jetzt die Koalition der Verlierer? Drei Thesen zum Wahlergebnis

Die Regierungskoalition aus ÖVP und Grünen hat eine massive Wahlniederlage eingefahren und ist noch härter abgestraft worden, als das die meisten Beobachter erwartet hatten. Im Fall der ÖVP kann man fast von einer Katastrophe sprechen. Mit einem Verlust von mehr als elf Prozentpunkten geht ein Zyklus zu Ende, der vor sieben Jahren mit dem Wahlsieg und der Neuorientierung der Volkspartei unter Sebastian Kurz begonnen hatte. Der galt damals vielen Konservativen in Deutschland und Europa als Hoffnungsträger. Lang ist das her.
Historisch ist dagegen der Wahlsieg der FPÖ, die zum ersten Mal in der Geschichte der Zweiten Republik stärkste Partei geworden ist. Wie schon einmal ist sie nach einem dramatischen Scheitern als Regierungspartei in der Opposition wieder erstarkt, nur fünf Jahre nach dem Ibiza-Skandal. Aber ihr Vorsitzender Herbert Kickl hat seine Partei durch seine radikalen Positionen und seine extreme Sprache womöglich um die Früchte ihres Wahlerfolgs gebracht. Um in einer Parteiendemokratie an die Regierung zu kommen, muss man nicht nur Wähler überzeugen, sondern auch bündnisfähig sein.
Die SPÖ verzeichnet das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte, noch schlechter als das von 2019. Österreichs älteste Partei, die vor 45 Jahren die letzte absolute Mehrheit erzielte, kommt nicht aus ihrer tiefen und dauerhaften Krise heraus. Das mag zum Teil an der Unerfahrenheit ihres Vorsitzenden Andreas Babler liegen, aber noch mehr liegt es an den Flügelkämpfen ihrer führenden Köpfe. Sollte sie zusammen mit der ÖVP dennoch eine Koalition bilden, wäre es eine Koalition von Verlierern. Es sei denn, auch die Neos werden Teil eines Dreierbündnisses. Dann wäre wenigstens ein, wenn auch kleiner, Wahlgewinner dabei.