Sie hatte schon immer gerne alles unter Kontrolle, ging lieber auf Sicherheit, als ein Risiko ein. Das musste sie auch, dachte sie.
Wenn nicht für sie selbst, dann aber fürs Kind.
Sie hatte kein Vertrauen. Weder in sich, noch in das Leben. Nein, das wusste sie nicht.
Vielleicht ahnte sie es.
Sie wusste nicht, wie sehr sie im Widerstand war.
Sie wusste nicht, wie sehr sie kämpfte.
An allen Fronten, doch vor allem gegen sich selbst.
Gegen die Hingabe, gegen das Vertrauen.
Sie musste immer in Bewegung bleiben. Immer etwas tun.
Hier ein Seminar, da ein Buch.
Für ein besseres Leben.
Natürlich.
Dabei stand sie die ganze Zeit zwischen den Welten.
Das Alte hielt sie fest.
Die Sicherheit.
Die Kontrolle.
Sie hielt es so sehr fest, dass sie sich nicht hingeben konnte, in den Fluss des Lebens.
Der Fluss des Lebens, der immer reißender wurde, immer stürmischer,
der an ihr zerrte und ruckelte.
Das Neue, das schon so lange auf sie wartete.
"Entscheide dich!" zischelte es aus den Stromschnellen heraus.
"Entscheide dich! Du kannst nicht beides haben!"
Sie klammerte sich noch fester ans Ufer.
Sie hat sich doch entschieden, für das Neue.
Was soll das alles jetzt?
"Lass los, Liebes!", flüstert ihre Seele. "Du bist in Sicherheit!"
Tränen laufen ihre Wangen hinab.
Ihre Hände öffnen sich und sie ist sich sicher: "Jetzt werde ich untergehen!"
Doch es passiert nicht.
Sie geht nicht unter.
Das Leben meint es gut mit ihr.
Der Fluss wird ruhiger.
Sie lässt sich von der sanften Strömung tragen.
Wo auch immer es sie hintreiben mag...!💜✨
(Ramona Nabli)