Wenn Informationen nur noch aufbereitet konsumiert werden, was sind diese dann noch wert?
Mit dieser Frage beschäftigt sich der heutige Artikel in
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Wenn Wichtiges verloren geht
Heute morgen bin ich beim Sichten der zahlreichen Meldungen wieder einmal über eine Aussage gestolpert, die mich zum Nachdenken angeregt hat. Es geht um den Wahl-O-Mat, der sich aktuell wohl großer Beliebtheit erfreut. (Schreibt man jetzt lieber Wahl-O-Maten?)
Viele freuen sich darüber, sind sie doch der Meinung, das dies als ein gutes Zeichen für unser demokratisches Informationsbedürfnis darstellen soll.
Ich melde hiermit jedoch Zweifel an, ob unser demokratisches Verständnis gefördert wird, wenn eine große Wählermenge bereits gefilterte Informationen konsumiert. Ist es wirklich so schwer, sich aus direkten Quellen mit Wissen zu füttern? Scheut jeder die Arbeit oder fühlt man sich unsicher, ob man nicht alles versteht, was sich so in den Programmen der Parteien wiederfindet?
Dies zeigt mir nur auf, dass es mit der politischen Eigenverantwortung, der eigenen Meinungsbildung nicht gut bestellt ist. Hier kann man ganz tief bohren, herauszufinden woran das liegt. Nehmen wir als Beispiel den Politikunterricht an den Schulen. Er wird meistens vernachlässigt, in anderen Fächern nebenbei abgehandelt oder fällt vielfach sogar aus. Wenn er dann jedoch stattfindet oder ein politisches Thema im Unterricht vorkommt, haben viele Lehrkräfte wohl den
Beutelsbacher Konsens
völlig aus den Augen verloren.
Zur Information, dieser hat drei Kernpunkte: Überwältigungsverbot / Indoktrinationsverbot; Kontroversität / freie Meinungsbildung; Schülerorientierung / eigene politische Meinungsbildung.
Ohne eine sinnvolle Grundlage, wie man sich an der politischen Willensbildung beteiligen kann und eine eigene Stellung zu erarbeiten, sucht man im besten Fall nach Hilfe. Da scheinen dann solche Plattformen wie der Wahl-O-Mat doch wie geschaffen, um dieses Defizit aus der Welt zu schaffen.
Doch genau hier liegt in meinen Augen ein großes Problem. Selbst mit den besten Absichten, kann solch eine Plattform nie eine neutrale Position darstellen. Alle dort aufgeführten Daten sind bereits durch ein menschliches Gehirn geflossen, alle Fragen wurden (hoffentlich noch) von Menschen mit einer eigenen Meinung erarbeitet. Dies führt immer zu einem sogenannten Bias und dessen muss man sich immer bewusst sein.
Eine Stufe weiter sind dann viele Leitfiguren, Vorbilder oder Vordenker, die für uns öffentlich die Fragen auf der Plattform durchgehen und stolz ihr Ergebnis darlegen. Ist es doch genau das, was sie erwartet haben. Wer dieser Meinung folgt, ist bereits zwei Mal diesem Bias erlegen. Und merkt das meistens noch nicht einmal.
Diese Entwicklung kann man nur kritisch sehen, mir macht sie sogar Angst. Demnächst fragt man noch eine KI, ob derer Meinung zur bevorzugten Aktion auf dem Wahlzettel.
Hier sei nebenbei noch bemerkt, dass wir unsere demokratischen Rechte über einen langen Zeitraum hart erarbeitet haben und Wahlen eines der herausragenden Rechte darstellt, die man ausnutzen sollte, wenn man schon keine Zeit hat, sich politisch in irgendeiner anderen Form einzubringen. Der Aufruf, die Wahl zu boykottieren und das auch noch zu propagieren ist antidemokratisch und ist ein einfacher Weg, sich der Gesellschaft zu entziehen.
Ich hoffe, das bei mir ausgelöste Nachdenken ist ansteckend. Das wäre dann ein positiver Virus, den ich gerne weitergebe.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/schnell_informiert/video-1431356.htmlStefan Brackmann
Bundesvorsitzender
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