BUCHZITAT:
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Ab Mitte Mai 1939 wurden daher in vielen Orten Polens deutsche Schulen geschlossen . Deutsche Studenten, die an einer polnischen Universität studierten wurden am Besuch ihrer Vorlesungen gehindert. In Warschau warf man die Fensterscheiben der deutschen Botschaft ein. Vor dem Eingang demonstrierten Menschen mit Parolen wie ,,Es lebe das polnische Danzig", Nieder mit Hitler " oder, "Wenn es zum Krieg kommt, werden wir Euch alle aufhängen!"
Am 19. Juni 1939 berichtete der deutsche Botschafter in Warschau, Graf von Moltke, dem Auswärtigen Amt in Berlin ,,Die Lage der deutschen Volksgruppe hat sich im Verlauf der letzten Wochen ganz wesentlich verschlechtert und die Vernetzung hat Ausmaße angenommen, wie ich sie während meiner langjährigen hiesigen Tätigkeit noch nicht habe beobachten können. Am Dienstag, den 13. Juni (...) erfolgte der bisher schwerste Schlag gegen das Deuschtum mit der Enteignung des Deutschen Hauses in Bromberg , der Schließung des Deutschen Hauses in Lodz und der Beschlagnahmung des Deutschen Hauses in Tarnowitz. (...) Auf meine Frage, ob er es nicht für angezeigt halten würde, der gefährlichen Politik Einhalt zu Gebieten, antwortete mir der polnische Staatssekretär Graf Szembek nur mit einem designierten Achselzucken."
Im August wurde der Lage der deutschen Minderheit in Polen geradezu unerträglich. Kirchen, in denen man deutsche Gottesdienste abhielt, wurden gestürmt. Auf dem Lande wurden deutsche Höfe angezündet. Und in den Städten wurden die Menschen auf offener Straße verprügelt. Am 20. August 1939 forderte der Politiker Michal Grazynski von seinen Landsleuten: ,,Schlag die Deutschen nieder, wo ihr sie trefft !" Am 25. August begannen die polnischen Behörden mit der Verhaftung und Verschleppung von
15.OOO VOLKDEUTSCHEN. In Deutschland mussten Zeltlager eingerichtet werden den, um aus Polen strömenden Flüchtlingen aufzunehmen. Nach offiziellen Angaben sollen bis zum Kriegsausbruch 78.000 VOLKSDEUTSCHE ins Reich geflohen sein; noch einmal 18.000 retten sich nach Danzig.
Angesichts dieser polnischen Übergriffe auf Volksdeutsche warnte der britische Botschafter in Berlin, Sir Neville Henderson, seine Regierung in London . Er schrieb: ,,Die Elemente, die dazu neigen, Deutschland zu demütigen, werden durch Presseartikel in England und Polen bestärkt. Es mag sein, daß die Demütigung für Hitler heilsam ist, aber wenn diese gefährliche Politik nicht die der Regierung Seiner Majestät ist, so schlage ich ernstlich vor, daß sowohl in Warschau als auch in London das Äußerste getan werden sollte, um zu verhindern daß Hitler in den nächsten Wochen in eine Lage getrieben wird, in der sein Stolz ihm nicht mehr gestattet werde langsam zu treten, selbst wenn er es wollte. "
Henderson hatte recht. Die polnischen Übergriffe auf Deutsche glichen einer schallende Ohrfeige in das Gesicht des Führers. Wenn Hitler nicht sein Gesicht verlieren wollte, war er gezwungen endlich zu handeln. Doch was konnte er tun? Wenn er Polen den Krieg erklärt hätte, wären England und Frankreich auf Grund ihrer Garantieerklärung genötigt gewesen, an der Seite Polens zu kämpfen. Hitler wollte aber keinen Krieg mit England und Frankreich. In dieser ausweglosen Situation nahm er Stalins Angebot eines Nichtangriffspaktes an. Der am 23. August 1939 unterzeichnete Hitler- Stalin- Pakt" sollte die Regierung von London und Paris dazu bewegen, ihre Garantieerklärung an Warschau zurück zu nehmen. Ohne die Hilfe der Sowjetunion, meinte Hitler müssten England und Frankreich schließlich einsehen dass sie gar keine Möglichkeit hätten, Polen wirksam zu helfen.
Hitlers Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht.
Am 25. August 1939 unterzeichnete die Regierung in London und Warschau einen Britischen-Polnischen Beistandspakt. Da England trotz des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes zu seiner Garantie stand, blies Hitler den für den 26. August geplanten Angriff auf Polen ab. Er wandte sich an London und bat die britische Regierung, ihm dabei zu helfen, sich mit Polen auf friedlichem Wege einigen zu können. Am 28.