Teil 2/2
Doch schon diese Gasmengen sind rekordverdächtig: „Die Menge übertrifft die wenigen bisher dokumentierten Wasserstoff-Ausgasungen aus hyperalkalischen Quellen und Gasaustritten bei weitem“, schreiben Truche und seine Kollegen. Das Besondere an der Entdeckung sei auch, dass dieser große Ausstrom aus fast reinem Wasserstoffgas bestehe.
phiolit-Gestein als Wasserstoff-Speicher?
Das wirft die Frage auf, woher der Wasserstoff kommt. Als wahrscheinlichste Quelle sehen die Geologen die mächtige Formation aus Ophiolit-Gestein, in der das Bergwerk liegt. Ophiolite bestehen aus ozeanischem Krustengestein, das durch die Plattentektonik auf die Kontinentsockel geschoben wurde. Diese ehemalige Meereskruste bildet dadurch auf vielen Landmassen ausgedehnte geologische Formationen – auch in Südeuropa.
„Dieser Ophiolit-Gürtel erstreckt sich über mehr als 3.000 Kilometer von der Türkei bis nach Slowenien“, berichten Truche und sein Team. Das von vielen tektonischen Verwerfungen und Rissen durchzogene Massiv reicht bis zu sechs Kilometer weit in die Tiefe. Doch bisher galten solche Ophiolit-Formationen – vom Chrom abgesehen – als eher rohstoffarm. „Die Öl- und Gasindustrie hat die Ophiolite in der Vergangenheit weitgehend ignoriert, weil man sie für die Kohlenwasserstoff-Gewinnung für ungeeignet hielt“, erklären die Forschenden.
Wasserstoff-Förderung könnte rentabel sein
Doch der Wasserstoff in der Bulqizë-Mine wandelt nun das Bild. Denn wie die Wissenschaftler ermittelten, könnten allein im Ophiolit-Gestein unter dem Bergwerk zwischen 5.000 und 50.000 Tonnen Wasserstoff gespeichert sein. Dieser stammt höchstwahrscheinlich aus geochemischen Reaktionen der Minerale und sammelte sich im Laufe der Zeit in den Poren des Gesteins an. „Damit haben Ophiolite das Potenzial, reiche Reservoire von qualitativ hochwertigem Wasserstoffgas zu enthalten“, konstatieren Truche und sein Team.
Nach Ansicht der Forschenden könnte diese Entdeckung die Suche nach neuen Energie-Ressourcen und die Gewinnung von Wasserstoff substanziell verändern. „Bestimmte Ophiolite können ökonomisch abbaubare Ansammlungen von H2-Gas enthalten“, erklären sie. „Man könnte den Wasserstoff in solchen geologischen Kontexten kommerziell rentabel extrahieren, weil sich das Gas in Verwerfungszonen fängt und konzentriert.“
Wo weitere geeignete Formationen liegen und wie viel Wasserstoff in ihnen vorhanden ist, muss nun untersucht werden.
Quelle:
https://www.science.org/doi/10.1126/science.adk9099