"Ziemlich beste Freunde: Sebastian Kurz und sein Draht nach Israel
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In einem historisch so belasteten Land wie Österreich ist es natürlich zu begrüßen, wenn der Bundeskanzler gute Beziehungen zu Israel pflegt. Aber wie es aussieht, geht Netanjahus Einfluss auf die österreichische Politik über die normalen diplomatischen Usancen zwischen befreundeten Staaten ohne große gegenseitige Abhängigkeiten hinaus. Innerhalb der EU gibt es jedenfalls keinen Regierungschef, den Sebastian Kurz auch nur annähernd so gerne als Stichwortgeber ins Spiel bringt wie den 71-jährigen Chef der rechtskonservativen Likud-Partei.
Vor allem in der Corona-Politik dürfte Sebastian Kurz öfter auf den Amtskollegen in Jerusalem gehört haben als auf den eigenen Gesundheitsminister oder hiesige Experten. Schon der Beschluss des ersten Lockdowns im März wurde durch ein Telefonat mit dem politischen Freund in Israel befördert. So erzählt es zumindest Sebastian Kurz. „Ihr unterschätzt das in Europa, wacht auf und tut etwas“, habe Netanjahu damals gesagt. Im Abstand von nur zwei Tagen wurden anschließend Österreich und Israel in den Lockdown geschickt.
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„Ich hatte gerade ein gutes Telefonat mit Premierminister Netanjahu zum Thema, wie man am besten mit der zweiten Welle von Covid-19 zurechtkommt“, twitterte Kurz im November [2020, bevor die Regierung Österreich ein zweites Mal zusperrte. Kaum hatte Israel einen „Grünen Pass“ mit mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene installiert, plädierte Kurz auch innerhalb der EU für ein solches Modell.
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Im kleinen Kreis spricht der österreichische Kanzler gerne davon, dass der israelische Premier eine Art „väterlicher Freund“ sei.
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Kurz’ Verehrung für den israelischen Premier dürfte ernst gemeint sein. Dazu komme eine generelle Faszination für das Judentum, erzählen Bekannte des Kanzlers. Aber letztlich geht es in der Außenpolitik mehr um Interessen als um persönliche Schwingungen. Die Annäherung an Israel und seinen Premierminister hatte vor allem in der Zeit von Türkis-Blau den sehr pragmatischen Grund, Österreichs Regierung gegen internationale Kritik zu immunisieren."
https://www.profil.at/oesterreich/ziemlich-beste-freunde-kanzler-kurz-auf-besuch-bei-netanjahu/401211694
(Artikel vom 09.03.21)
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In einem historisch so belasteten Land wie Österreich ist es natürlich zu begrüßen, wenn der Bundeskanzler gute Beziehungen zu Israel pflegt. Aber wie es aussieht, geht Netanjahus Einfluss auf die österreichische Politik über die normalen diplomatischen Usancen zwischen befreundeten Staaten ohne große gegenseitige Abhängigkeiten hinaus. Innerhalb der EU gibt es jedenfalls keinen Regierungschef, den Sebastian Kurz auch nur annähernd so gerne als Stichwortgeber ins Spiel bringt wie den 71-jährigen Chef der rechtskonservativen Likud-Partei.
Vor allem in der Corona-Politik dürfte Sebastian Kurz öfter auf den Amtskollegen in Jerusalem gehört haben als auf den eigenen Gesundheitsminister oder hiesige Experten. Schon der Beschluss des ersten Lockdowns im März wurde durch ein Telefonat mit dem politischen Freund in Israel befördert. So erzählt es zumindest Sebastian Kurz. „Ihr unterschätzt das in Europa, wacht auf und tut etwas“, habe Netanjahu damals gesagt. Im Abstand von nur zwei Tagen wurden anschließend Österreich und Israel in den Lockdown geschickt.
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„Ich hatte gerade ein gutes Telefonat mit Premierminister Netanjahu zum Thema, wie man am besten mit der zweiten Welle von Covid-19 zurechtkommt“, twitterte Kurz im November [2020, bevor die Regierung Österreich ein zweites Mal zusperrte. Kaum hatte Israel einen „Grünen Pass“ mit mehr Freiheiten für Geimpfte und Genesene installiert, plädierte Kurz auch innerhalb der EU für ein solches Modell.
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Im kleinen Kreis spricht der österreichische Kanzler gerne davon, dass der israelische Premier eine Art „väterlicher Freund“ sei.
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Kurz’ Verehrung für den israelischen Premier dürfte ernst gemeint sein. Dazu komme eine generelle Faszination für das Judentum, erzählen Bekannte des Kanzlers. Aber letztlich geht es in der Außenpolitik mehr um Interessen als um persönliche Schwingungen. Die Annäherung an Israel und seinen Premierminister hatte vor allem in der Zeit von Türkis-Blau den sehr pragmatischen Grund, Österreichs Regierung gegen internationale Kritik zu immunisieren."
https://www.profil.at/oesterreich/ziemlich-beste-freunde-kanzler-kurz-auf-besuch-bei-netanjahu/401211694
(Artikel vom 09.03.21)