Stefan Aust #DIEWELT 22. 1. 25
"Trump ist offenbar auf die absurde Idee gekommen, dass Energie für die Wirtschaft von einer gewissen Bedeutung ist. Er hat wohl auch die Angst vor den Atomkraftwerken verdrängt und hält auch die altmodischen fossilen Energien wie Öl, Gas und vermutlich auch Kohle für verlässlicher als Windräder und Solarparks. Damit zeigt er deutlich, dass er nicht an den Teufel CO₂ glaubt, der die Welt demnächst über den Kipp-Punkt in die Apokalypse befördert. Deshalb ist er auch aus dem die Welt rettenden Pariser Klimaabkommen ausgetreten. Es sieht fast so aus, als ob er an einer Erwärmung der Welt sogar interessiert ist.
Warum sonst sollte er auf den Gedanken kommen, dass Grönland besser in den USA aufgehoben wäre, als ein tristes Leben unter Dänemark zu führen? Vielleicht, weil er damit rechnet, dass die eisige Insel von der Erwärmung des Globus profitieren könnte. Vielleicht könnte das kalte Grönland dann wieder so lebenswert werden wie unter den Wikingern um die vorherige Jahrtausendwende, die das Grünland – daher der Name – für ein paar hundert Jahre sogar für Ackerbau und Viehzucht nutzen konnten. Diese hatten in ihren Wikingerbooten nachweislich keine Verbrennermotoren, konnten also mit ihren CO₂-Abgasen den Treibhauseffekt nicht verursacht haben, der für die Wärme auf der Insel verantwortlich war. Es war einfach wärmer als heute, und erst als die mittelalterliche Wärmephase im 14. Jahrhundert zu Ende ging, verließen die Wikinger Grönland wieder.
Irgendwie scheint Trump aus der Zeit gefallen, in der Zeit der Klima-Apokalyptiker, der Friday-for-Future-Bewegung, der Straßenkleber und der überzeugten Windmühlen- und Solarfans. Einfach stur, dieser Trump. Es kann doch nicht sein, dass er die Realität vor alles andere stellt. Da dürften ihm gerade die Deutschen eindringlich demonstrieren, dass Unsummen für die CO₂-Ersparnis zwar nichts am Klimawandel ändern, aber wenigstens die Wirtschaft moralisch sauber in den Abgrund befördern.
Merz kann sich und seine Partei offenbar nicht aus der Tradition der modernisierten Merkel-CDU und ihren schwarz-grünen Nachfolgern in Schleswig-Holstein und NRW befreien. Wenn es sich plötzlich in Sachen Migration und Energie der Realpolitik nähern würde, könnte er vielleicht die AfD ausbremsen, aber was wäre denn mit den schwarz-grünen Christdemokraten wie Wüst, Günther und Co.?
Man muss sich nur vorstellen, welchen Aufstand er durchstehen müsste, wenn er in Sachen Energie Abschied von der alles beherrschenden CO2-Angst nehmen würde und etwa Erdgas-Bohrungen in Norddeutschland verlangen würde oder auf den Gedanken käme, die gewaltigen Braunkohlevorräte in Mitteldeutschland zur Herstellung von Mineralöl nach dem hundert Jahre alten Fischer-Tropsch-Verfahren zu nutzen. Die großen Vorräte an fossilen Energien in Deutschland zu nutzen gleicht aber dem Sündenfall schlechthin. Da sind die schwarz-rot-grünen offenbar alle einig – dann schon lieber die Wirtschaft an den Energiepreisen eingehen zu lassen – oder auswandern.
WELT: Kann es sein, dass in Deutschland zu sehr auf den Energiebedarf der klassischen Industrie geschaut wird? Neue Technologien, die mit riesigen Rechenzentren arbeiten und die die Bedingung für die Ansiedlung von KI-Unternehmen sind, verbrauchen noch viel mehr Energie als jetzt vorhanden.
Aust: Das scheint in den Köpfen der meisten Politiker der etablierten Parteien entweder noch nicht angekommen zu sein, oder man verdrängt es so, wie man kann, um nicht als Trumpist angeprangert zu werden. Eins und eins ist eben nicht zwei, wenn die Falschen zu diesem Ergebnis kommen. Und Trump hat ja zudem diese Milliardäre in seinem Umfeld, denen es nur um das Geld geht. Der fragt sich offenbar auch, wohl von seinen befreundeten Digital-Mächtigen instruiert, wie die amerikanischen Mega-Stromfresser Rechenzentren, private Computer und Handys mit zu knapper Elektrizität am Laufen gehalten werden können.