Mahatma Gandhi über Israel und Palästina
"Mahatma Gandhi schreibt in dem im November 1938 in der indischen Zeitschrift "Harijan" veröffentlichten Aufsatz "Zur Lage der Juden in Deutschland und Palästina", zitiert nach Heinz Liepmann in der zeitgeschichtlichen Schriftenreihe "Vom Gestern zum Morgen", Band 4, Ner-Tamid-Verlag, München 1961, Seiten 5, 6, 9 und 10.
"Ich habe verschiedene Briefe erhalten, in denen ich gebeten wurde, meine Ansichten über die arabisch-jüdische Frage in Palästina und die Verfolgung der Juden in Deutschland darzulegen. Nur zögernd wage ich, mich zu dieser schwierigen Frage zu äußern.
Mein Mitgefühl gehört durchaus den Juden. Aber mein Mitgefühl macht mich nicht blind gegenüber den Erfordernissen der Gerechtigkeit. Der Ruf der Juden nach einer nationalen Heimstätte für die Juden spricht mir nicht sehr zu. Seine Beglaubigung sucht man in der Bibel und der Ausdauer, mit der die Juden eine Rückkehr nach Palästina ersehnt haben. Warum sollten sie nicht, wie andere Völker der Erde, jenes Land zu ihrer Heimat machen, wo sie geboren sind und ihren Lebensunterhalt erwerben?
Palästina gehört den Arabern, so wie England den Engländern, Frankreich den Franzosen. Es ist falsch und unmenschlich, die Juden den Arabern aufzuzwingen. Was heute in Palästina vorgeht, läßt sich durch kein Moralgesetz rechtfertigen. Die Mandate beruhen lediglich auf dem letzten Krieg. Es wäre sicherlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die stolzen Araber zu erniedrigen, so daß Palästina den Juden ganz oder teilweise als ihre nationale Heimstätte wiedergegeben werden könnte. Und nun ein Wort an die Juden in Palästina:
Ich habe keinen Zweifel, daß sie sich auf dem falschen Wege befinden. Das Palästina der Bibel ist kein geographisches Gebiet. Es liegt in ihren Herzen. Aber wenn sie das geographische Palästina als ihre nationale Heimstätte ansehen müssen, ist es falsch, es im Schatten der britischen Geschütze zu betreten. Eine religiöse Tat kann nicht mit Hilfe von Bajonetten und Bomben ausgeführt werden. Sie können sich in Palästina nur mit Zustimmung der Araber niederlassen. Sie sollten versuchen, die Herzen der Araber zu bekehren. Derselbe Gott, der die Herzen der Juden beherrscht, herrscht auch über die Araber."
- "Der weisse Lotos. Zeitschrift für geistige Entfaltung", Hirthammer-Verlag, München, Nr. 83, Juli-Sept. 2002.
Martin Buber antwortete kritisch mit seinem „Brief an Gandhi“ vom 24.2.1939 aus Jerusalem. Beide Texte in: Ein Land und zwei Völker, S. 146-172.
Die deutschen und englischen Textversionen sind, neben weiteren Briefen jüdischer Absender an Gandhi und einer Sammlung von Stellungnahmen Gandhis abgedruckt in: Christian Bartolf (Hrsg.): „Wir wollen die Gewalt nicht“.
Gandhi antworte darauf nicht, entweder, weil der Brief ihn nicht erreichte oder er ihn ignorierte. 1946 erneuerte Gandhi seine Kritik, s. Michael Volkmann: https://www.agwege.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_pfarramt_christen_juden/Texte_AG_und_Elkwue/071228_Buber_und_Gandhi.pdf
"Mahatma Gandhi schreibt in dem im November 1938 in der indischen Zeitschrift "Harijan" veröffentlichten Aufsatz "Zur Lage der Juden in Deutschland und Palästina", zitiert nach Heinz Liepmann in der zeitgeschichtlichen Schriftenreihe "Vom Gestern zum Morgen", Band 4, Ner-Tamid-Verlag, München 1961, Seiten 5, 6, 9 und 10.
"Ich habe verschiedene Briefe erhalten, in denen ich gebeten wurde, meine Ansichten über die arabisch-jüdische Frage in Palästina und die Verfolgung der Juden in Deutschland darzulegen. Nur zögernd wage ich, mich zu dieser schwierigen Frage zu äußern.
Mein Mitgefühl gehört durchaus den Juden. Aber mein Mitgefühl macht mich nicht blind gegenüber den Erfordernissen der Gerechtigkeit. Der Ruf der Juden nach einer nationalen Heimstätte für die Juden spricht mir nicht sehr zu. Seine Beglaubigung sucht man in der Bibel und der Ausdauer, mit der die Juden eine Rückkehr nach Palästina ersehnt haben. Warum sollten sie nicht, wie andere Völker der Erde, jenes Land zu ihrer Heimat machen, wo sie geboren sind und ihren Lebensunterhalt erwerben?
Palästina gehört den Arabern, so wie England den Engländern, Frankreich den Franzosen. Es ist falsch und unmenschlich, die Juden den Arabern aufzuzwingen. Was heute in Palästina vorgeht, läßt sich durch kein Moralgesetz rechtfertigen. Die Mandate beruhen lediglich auf dem letzten Krieg. Es wäre sicherlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die stolzen Araber zu erniedrigen, so daß Palästina den Juden ganz oder teilweise als ihre nationale Heimstätte wiedergegeben werden könnte. Und nun ein Wort an die Juden in Palästina:
Ich habe keinen Zweifel, daß sie sich auf dem falschen Wege befinden. Das Palästina der Bibel ist kein geographisches Gebiet. Es liegt in ihren Herzen. Aber wenn sie das geographische Palästina als ihre nationale Heimstätte ansehen müssen, ist es falsch, es im Schatten der britischen Geschütze zu betreten. Eine religiöse Tat kann nicht mit Hilfe von Bajonetten und Bomben ausgeführt werden. Sie können sich in Palästina nur mit Zustimmung der Araber niederlassen. Sie sollten versuchen, die Herzen der Araber zu bekehren. Derselbe Gott, der die Herzen der Juden beherrscht, herrscht auch über die Araber."
- "Der weisse Lotos. Zeitschrift für geistige Entfaltung", Hirthammer-Verlag, München, Nr. 83, Juli-Sept. 2002.
Martin Buber antwortete kritisch mit seinem „Brief an Gandhi“ vom 24.2.1939 aus Jerusalem. Beide Texte in: Ein Land und zwei Völker, S. 146-172.
Die deutschen und englischen Textversionen sind, neben weiteren Briefen jüdischer Absender an Gandhi und einer Sammlung von Stellungnahmen Gandhis abgedruckt in: Christian Bartolf (Hrsg.): „Wir wollen die Gewalt nicht“.
Gandhi antworte darauf nicht, entweder, weil der Brief ihn nicht erreichte oder er ihn ignorierte. 1946 erneuerte Gandhi seine Kritik, s. Michael Volkmann: https://www.agwege.de/fileadmin/mediapool/einrichtungen/E_pfarramt_christen_juden/Texte_AG_und_Elkwue/071228_Buber_und_Gandhi.pdf