Neugier statt Ablehnung
Unser Verstand mag keine Schwebezustände, keine losen Enden, keine unentschiedenen Angelegenheiten. Immer, wenn wir etwas Neues erleben, sucht unser Verstand nach Erfahrungen, die er zu diesem Thema bereits gemacht hat. Ist ihm das gelungen, wird diese neue Erfahrung sofort in die entsprechende Schublade gelegt und geschlussfolgert: “Ja, das ist genauso wie damals.” Jetzt hat er Frieden.
Das ist das Problem mit unserem Verstand: Neue Situationen, unbekannte Erfahrungen und Sachverhalte, mit denen er bisher noch nichts zu tun hatte, machen ihn unsicher. Er kann nämlich nur mit dem Arbeiten, was er bereits gespeichert hat. Deshalb fühlen sich einige Menschen unwohl, bekommen Angst oder fühlen sich gar bedroht, wenn sie mit etwas Neuem konfrontiert werden. Es folgen dann die üblichen Reaktionen: Flucht oder Angriff. Wenn wir uns das bewusst machen, verstehen wir die Menschen in unserer Umgebung besser, die manchmal negativ auf unser Geschäft oder unsere Produkte reagieren. Das hat nichts mit uns oder unserem Angebot zu tun.
Aber vielleicht gehen wir manchmal auch selbst in diese Falle. Das sollten wir einmal prüfen. Reagieren wir auch manchmal seltsam, ablehnend oder gar aggressiv, wenn wir mit etwas konfrontiert werden, dass uns bisher noch nicht begegnet ist? Nun, jetzt wissen wir ja warum das so ist. Unser Verstand arbeitet eben auf diese Weise. Seien wir also nachsichtig mit uns. Allerdings sollten wir uns auch klarmachen, dass wir bei einer solchen Verhaltensweise die Chance vertun, zu wachsen, uns weiterzuentwickeln. Lehnen wir etwas ab, dann machen wir innerlich zu. Wir erfahren nichts Neues, wir lernen nichts, wir bleiben stehen.
Ich finde, das ist ein hoher Preis für einen wenig gedanklichen Komfort, Vertrautheit und angenehme Gefühle. Letztendlich führt es in die Erstarrung. Und dann ist auch bald Schluss mit den angenehmen Gefühlen. Denn bald macht sich Langeweile breit, Enttäuschung über ausbleibende neue Erfolge, die eigene Unzufriedenheit wächst.
Sorgen wir besser dafür, das ist gar nicht so weit kommt. Lasst uns vorsichtig sein mit vorschneller Ablehnung, voreiligen Bewertungen und dem Misstrauen gegenüber neuen Situationen, neuen Menschen und neuen Entwicklungen. Ich möchte Dich einladen: Lass uns neugierig bleiben, auch wenn es manchmal anstrengend ist. Lass uns offenbleiben, auch wenn wir gelegentlich verletzt werden. Lass uns öfters ja als nein sagen, auch wenn das manchmal ein Risiko ist. Sicher, eine solche Grundeinstellung macht das Leben etwas anstrengender, ich glaube aber, auch ungemein reicher.