Ganz allgemein möchte ich mal anmerken, daß es mir nur bedingt darum geht, Angst zu schüren. Bedingt insofern, daß die Angst nun mal einer der stärksten Antriebe ist, die wir haben. Wer die nicht (er-)kennt, hat wenig Grund, etwas verändern zu wollen. Angst gehört zu uns und auch zu fast allen anderen „höheren“ Lebewesen, denn auch Tiere können Angst haben. Sie ist ein arterhaltender Urinstinkt. Wir haben die Wahl, ob wir unsere Instinkte ignorieren oder nutzen.
Es gibt tausende von großen und kleinen Ängsten. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Wir können sie zur Kenntnis nehmen, versuchen herauszufinden, wie begründet sie sind und unser Handeln danach ausrichten – das ist der beste Weg damit fertig zu werden. Wir können sie aber auch verstecken, sogar vor uns selbst, das kann unter Umständen in Panik umschlagen, die i. d. R. wenig hilfreich ist, denn im Panikmodus hören wir auf, vernünftig zu denken.
In der Regel wird schon das Wort Angst als negativ empfunden und gewertet. Deswegen will kaum jemand zugeben, daß er sie hat. Besonders Männer behaupten oft, daß sie vor gar nichts Angst haben und stellen sich damit nach außen als besonders mutig dar – sie lügen sich selbst in die Tasche. Wer keine Angst hat, kann keinen Mut haben. Wirklicher Mut ist, seine Angst zu erkennen, sie zuzulassen und zu überwinden. Echter Mut ist, eine Sache anzupacken, OBWOHL man Angst vor den Folgen hat.
Kleines Beispiel: kürzlich habe ich in einem YT-video jemanden sagen hören, daß Leute, die Krisenvorsorge betreiben, zu ängstlich und deswegen als Anführer untauglich sind. Das ist Blödsinn, umgekehrt wird ein Schuh draus. Sogenannte Prepper sind Leute, die ihre Angst vor Notzeiten erkannt haben und geeignete Maßnahmen ergreifen, um einer Notsituation gewachsen zu sein. Sie legen vorausschauend die Grundlagen dafür, in Krisen einen klaren Kopf behalten zu können. Wer gelassen bleiben kann, weil die Existenzgrundlage für eine Weile gesichert ist, kann auch mit einiger Qualität die notwendigen folgenden Schritte planen – in Panik geht das nicht. Panik erzeugt meist Murks.
Gerade Menschen sind eigentlich von Natur aus imstande, Gefahren zu erkennen, bevor sie auftreten. Wir können Entwicklungen voraus berechnen und uns in Ruhe überlegen, wie wir auf gefährliche Situationen reagieren können und was nötig ist, um sie zu überleben. Das haben wir den Tieren voraus. Leider nutzen allzu wenige diese Fähigkeit, um die aktuellen Ereignisse im Land nüchtern anzusehen, zu gucken, was davon wirklich gefährlich ist und sich für den Fall der Fälle zu rüsten.
Ich finde, es ist gerade in unserer Zeit bodenloser Leichtsinn, unsere Ängste zu verleugnen. Das ist keine arterhaltende Leistung, weil dieses so-tun-als-ob-nichts-wäre niemandem hilft, wenn doch was ist. Es ist zugleich die Mißachtung und Fehlinterpretation unseres Selbsterhaltungstriebes, der normalerweise gleichzeitig dafür sorgt, das auch das Überleben unserer Brut gesichert ist. Die Natur zeigt, daß das sprichwörtliche Kaninchen, das starr vor Angst vor der Schlange sitzen bleibt, sicher nicht überlebt und damit ggf. auch seine Brut umkommt.
Darum finde ich es wichtig, seine Ängste zu erkennen, sie als legitim anzuerkennen und dann den Mut zu finden, ihnen zu begegnen und sie zu überwinden. Das oben genannte Beispiel mit dem gefüllten Vorratskeller sorgt z. B. dafür, daß die Angst vor Hunger und Not nicht mehr bedrohlich ist und man ruhiger schlafen kann. Gerade die Menschen, die in weiser Voraussicht Dinge regeln, bevor sie zur Gefahr werden, sind viel besser als „Anführer“ geeignet, als die, die sich weigern, Tatsachen ins Auge zu sehen und dann in hektischer Betriebsamkeit durch die Gegend flattern, wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.
Versucht also meine „Panikmache“ so zu verstehen, wie sie gemeint ist: eine Aufforderung, sich mit der Angst auseinanderzusetzen und Maßnahmen zu treffen, die geeignet sind, der Situation auf bestmögliche und intelligente Weise zu begegnen.
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